Tipps für die Bewerbung 2- Der 2. Absatz des Anschreibens

Bonjour Suchender,

ich hab ja schon angefangen, Tipps zum richtigen Bewerben zu geben. Nach der Einleitung komme ich jetzt dazu, was in den 2. Absatz des Anschreibens gehört.

Gleich an dieser Stelle geht es los damit, das Unternehmen und die Stelle zu loben. Ja genau, schleim dich bei deinem zukünftigen Chef ein, schwärm ihm vor, dass dieser Job absolut großartig ist und es eine Ehre wäre, für ihn zu arbeiten… naja, vielleicht nicht ganz so dick aufgetragen. Aber Chefs mögen es, wenn man ihr Unternehmen ein bisschen hypt. Außerdem sehen sie so, dass du dir wirklich Gedanken über den Job gemacht hast und nicht einfach wahllos copy paste Schreiben an alle möglichen Stellen schickst.

So ähnlich wie bei Datingportalen eigentlich. Wenn du nicht zu der „Lust auf Ficken?“-Kategorie gehörst, machst du dir wahrscheinlich auch Gedanken, wie du ihn*sie anschreibst. Du schreibst nicht nur „hey ich bin toll, lern mich kennen“, sondern wahrscheinlich auch etwas wie „hey du kommst mega sympathisch rüber. Ich liebe dein offenes Lachen und deine positive Ausstrahlung. Und dann liebst du auch noch Tarantino-Filme und Pizza- mit dir kann man bestimmt jede Menge Spaß haben“… vielleicht auch mal kürzer, aber  du schreibst vermutlich wenigstens ein paar Worte zu der Person, der du schreibst.

Genau das solltest du auch bei deinem zukünftigen Arbeitgeber machen. Beantworte diese Fragen:

1. Warum gefällt mir das Unternehmen so gut?

Mögliche Antworten darauf sind:

  • Es ist ein Global Player. Deshalb hat es viele spannende Aufgabenfelder, gute Perspektiven und bietet außergewöhnliche Chancen.
  • Es ist ein kleines Familienunternehmen. Deshalb gibt es eine tolle Arbeitsatmosphäre, eine gute Betreuung und mehr Möglichkeiten, sich einzubringen und eigene Ideen zu verwirklichen.
  • Du hast schon Produkte/Dienstleistungen des Unternehmens gekauft/in Anspruch genommen und warst von der Qualität überzeugt.
  • Es hat einen sehr guten Ruf weltweit/in der Branche. Du hast allgemein oder durch Mitarbeitende bisher nur Gutes gehört.
  • Es ist ein Urgestein in seiner Branche. Deshalb hat es langjährige Erfahrungen, starke Netzwerke und ein gewisses Standing.
  • Die Firmenphilosophie entspricht sehr deinen persönlichen Werten, z. B. christliche Nächstenliebe oder das Streben, sich ständig innovativ weiterzuentwickeln oder eine besondere Kundenorientierung.
  • Es ist außergewöhnlich und deshalb spannend. Gerade bei jungen Start Ups, über die man noch nicht viel sagen kann, ist das oft ein Punkt.
  • Du hast diese Unternehmen schon durch ein Praktikum oder frühere Arbeit schon kennengelernt (entweder warst du direkt angestellt oder hattest im Rahmen einer Kooperation mit ihm zu tun) und warst angetan.

WICHTIG: Keine leeren Floskeln! Mach immer konkrete Beispiele.

Ein paar Beispielsätze:

  • Ich wollte schon immer einen Beruf, bei dem ich die Früchte meiner Arbeit in der Hand halten kann. Dr. Oetker Produkte herzustellen, wäre einfach großartig. Meine Familie und ich lieben Maulwurfkuchen, Aranca und die Ofenfrische (für mich gerne feurig scharfe Diavolo). Ein spannender Beruf im Labor mit so leckeren Ergebnissen wäre schon die Creme Double… ich meine natürlich, die Creme de la Creme. (okay der letzte Satz ist ziemlich frech. Da sollte man je nach Stellenanzeige abwägen, ob man den Personalchef für humorvoll genug hält).
  • Ich habe mich sehr gefreut, ein Altenheim der Caritas zu finden, denn Sie stehen als Urgestein der katholischen Sozialarbeit in Deutschland glaubwürdig für christliche Werte ein. Hier kann ich sicher sein, dass tätige Nächstenliebe nicht nur eine Floskel ist und dass ein menschenwürdiger, respektvoller Umgang mit den Senioren oberste Priorität hat.
  • Schon als Kind bin ich immer gerne in die Sparkasse mitgekommen, um Knax Hefte zu lesen und mit Herrn Sauerbier zu scherzen. Sie haben mich begleitet, als ich auf den Führerschein hingespart habe und mich beraten, als ich mein Geld fürs bestandene Abitur angelegt habe. Für mich ist die Sparkasse mehr als nur eine Bank. Deshalb möchte ich bei Ihnen arbeiten. Ich möchte auch in Zeiten von Online Banking vor Ort für die Kunden da sein und ihnen die gleiche gute, lanjährige Betreuung bieten, die auch ich genossen habe.

Wichtig: Sei ehrlich. Ich kenne viele Leute, die ewig im Internet recherchieren, wofür ein Unternehmen steht und ihm dann seine eigenen Slogans wie „innovativ“, „nachhaltig“, „kundenorientiert“ und co um die Ohren hauen… aber warum eigentlich diese Fakes, wenn du doch ehrlich interessiert bist? Ich mein, es wird doch echte Gründe geben, warum du in dieses Unternehmen willst. Selbst wenn du es nur anschreibst, weil es das einzige Unternehmen ist, das irgendwie zu dir passt… dann passt es ja scheinbar irgendwie zu dir.

Kleiner Tipp: Wenn deine Gründe nicht ganz so ehrwürdig sind, dann formulier sie halt gut.
Du willst die Ausbildung dort machen wegen der epischen Betriebsfeiern und weil die Mitarbeitenden oft auf ein Feierabendbierchen weggehen? Dann schreib, dass dich die harmonische Arbeitsatmosphäre und der tolle Teamgeist überzeugen.

Du willst dahin, weil es am meisten Geld gibt? Dann sprich von den tollen Entwicklungsmöglichkeiten, die zu deinem Ehrgeiz passen.

Du willst bloß noch nicht zu Hause ausziehen und was Besseres gibts daheim nicht? Dann beton, wie familiär und heimatverbunden das Unternehmen ist und dass du die gleichen Werte vertrittst.

2. Warum gefällt dir diese eine Ausbildung oder Stelle so gut?

Auch das ist wichtig für den Chef. Er will wissen, ob du die Anzeige überhaupt gelesen hast oder ob du nur blindlings Bewerbungen verschickst. Und natürlich auch, ob du dich für die Stelle begeistern kannst.

Gründe können zum Beispiel sein:

  • Passt zu deinen Hobbys/Lieblingsfächern/Schwerpunkten im Studium
  • Diese Arbeit hat dir im Praktikum/Nebenjob/Projekt/FSJ sehr gut gefallen
  • Dir gefallen die vielfältigen, abwechslungsreichen Aufgaben
  • Dich reizt die spannende Herausforderung
  • Du magst die Team-Arbeit/das selbstständige Arbeiten
  • Du arbeitest gerne direkt mit den Kunden/du magst organisatorische Aufgaben
  • Du findest die Weiterentwicklungsmöglichkeiten spannend
  • Du willst nochmal einen neuen Bereich kennenlernen und zwar genau XY aus der Stellenanzeige
  • etc.

Auch hier ist die Ehrlichkeit wichtig. Wenn du einfach nur in das Unternehmen willst und dir der Job selbst eigentlich egal ist, kannst du in der Stellenanzeige auch nach Punkten suchen, die dich ansprechen, die vielleicht nach Spaß klingen, dich neugierig machen oder zumindest die Arbeit ganz angenehm machen, wie z. B. ein nettes Team.

Beispielsätze:

  • Besonders gefällt mir Ihr Schwerpunkt Diversity Management. Im Studium habe ich mich mit interkultureller Personalarbeit befasst und meine Bachelorarbeit über die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen geschrieben. Das Thema ist mir eine Herzensangelegenheit und ich würde mich freuen, ihre innovativen Ideen in diesem Feld mitzugestalten und weiterzuentwickeln.
  • Die Herausforderung, ein großes Kundennetzwerk in ganz Europa zu etablieren, spornt mich an. In meinem Auslandsjahr in Singapur habe ich Blut geleckt. Jetzt möchte ich weiter die Welt bereisen, spannende Businesskontakte aufbauen und noch mehr dazu lernen. Ihre Stelle ist wie gemacht für mich.
  • Bei meinem Schulpraktikum habe ich schon in die Arbeit als Optiker reinschnuppern können. Ich hatte viel Spaß an der handwerklichen Arbeit und fand es toll, auch engen Kontakt mit den Kunden zu haben. Ich würde diese abwechslungsreiche, spannende Ausbildung sehr gerne machen.

Kombiniere am besten 1-2 Sätze zu der Stelle mit 1-2 Sätzen zum Unternehmen.

Kleiner Hinweis: Wie du siehst schreibe ich die Beispielsätze in sehr unterschiedlichem Stil. Ich will damit eine gewisse Bandbreite abbilden. Bitte mach dir Gedanken, in welchem Ton du deine Bewerbung schreiben willst, bevor du loslegst.

Und zack- ist der zweite Absatz fertig.

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